In welcher Form kann man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?

Zunächst mal bin ich schon glücklich, wenn du überhaupt eine BUV abschließt. Aber es gibt selbstverständlich noch kleine Unterschiede, in welcher Form du deine BU-Versicherung machen kannst. Ich zeig mal, welche Vor- und Nachteile es hier gibt. Zuerst ist der Abschluss einer selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung möglich.

Weiter gibt es die Berufsunfähigkeitsversicherung mit Beitragsrückgewähr, die BU-Versicherung gekoppelt mit einer privaten Rentenversicherung, die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung und Rürup Rente mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Wir stellen dir im folgenden kurz diese Produkte vor.

Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherungen

Mittlerweile ist die selbständige Berufsunfähigkeitsversicherung wohl am meisten verbreitet. Das hat nix damit zu tun, ob du Angestellter oder Selbständiger bist. Die Versicherung steht für sich selbst. Sie hängt nicht an einer Rentenversicherung oder Risikolebensversicherung dran.
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Von Vorteil ist, dass ich mir einen Anbieter aussuchen kann, der gute Bedingungen hat. Würde sie an einer anderen Versicherung hängen, bräuchte ich eine Versicherungsgesellschaft, der eine gute Renten- und eine gute BU-Versicherung hat. Und da gibt es nicht viele. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich kontrollieren kann, ob die Beiträge der Berufsunfähigkeitsversicherung stabil bleiben und zur Not auch reagieren könnte.

Auch gut ist, dass ich die Überschüsse verwenden kann, um sofort den Beitrag zu reduzieren. Was ich an Beitrag gespart habe, steht mir sofort zur Verfügung. Wenn ich die Überschüsse ansammle, habe ich erst später was davon. Und wenn die Geldanlage nicht gut ist, hab ich vielleicht nie was davon. Noch schlimmer finde ich es, wenn durch die Überschüsse die Leistung erhöht wird.

Gehen wir mal nur davon aus, dass 50% aller Versicherten eine Leistung erhalten. Tatsächlich sind es selbstverständlich weniger. Aber selbst dann geh ich in der Hälfte der Fälle leer aus, obwohl ich dafür bezahlt habe. Ein Nachteil ist, dass ich die Beiträge für gewöhnlich nicht vollständig steuerlich geltend machen kann.

Berufsunfähigkeitsversicherungen mit Beitragsrückgewähr

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Beitragsrückgewähr ist nichts anderes als eine selbständige BU-Versicherung, die die Überschüsse in einen Aktien-Fonds anlegt. Wenn das gut läuft, bekomme ich am Ende meine eingezahlten Beiträge zurück. Tatsächlich habe ich aber über die gesamte Laufzeit mehr als nötig bezahlt, damit die Versicherungsgesellschaft viel Geld verdienen kann, um mir meinen Anteil daran zurückzugeben.
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Wir müssen leider davon ausgehen, dass Berufsunfähigkeitsversicherungen keine Leistungen verschenken. Würden wir also eher die Beitragsverrechnung wählen und das gesparte selbst anlegen, hätten wir den gleichen Effekt. Und wir könnten uns selbst aussuchen, wie und so wir das gesparte anlegen möchten.

Diese Form der Berufsunfähigkeitsversicherung ist also für alle ein Vorteil, die jetzt das nötige Geld haben, am Ende was zurückhaben wollen und sich selbst nicht mit Geldanlage auskennen. Früher wurde eine Berufsunfähigkeitsversicherung auch mit einer kapitalbildenden Lebensversicherung kombiniert. Dies lohnt sich in der heutige Zeit nicht mehr.

Der Nachteil liegt darin, dass ich nicht mehr sehen kann, ob die Überschüsse sinken, weil der Beitrag gleichbleibt. Es fließt dann halt weniger Geld in die Anlage. Und das merke ich erst am Schluss.
 
Außerdem ist es eben selten, dass sich eine Versicherungsgesellschaft mit Geldanlage und BU auskennt.

Berufsunfähigkeitsversicherungen mit einer privaten Rentenversicherung

Immer noch häufig sehe ich eine Rentenversicherung mit einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ). Das hat den schon mehrmals genannten Nachteil, dass ich einen Gesellschaft finden muss, die eine gute Rentenversicherung und eine gute BUV hat.

Nicht selten ist es auch so, dass die Bedingungen der BUZ sind von den Bedingungen der selbständigen Berufsunfähigkeitsversicherung unterscheiden. Nicht viele Vermittler prüfen das so genau. Da sind böse Überraschungen programmiert.

Der große Vorteil ist, dass ich Altersvorsorge und Berufsunfähigkeit kombiniert habe. Ich hab ja manche Ausgaben ein Leben lang. Und diese muss ich selbstverständlich auch ein Leben lang bezahlen können. Da hilft eine Rentenversicherung.

Die BUV überweist mir meine Rente, wenn ich berufsunfähig bin. Und gleichzeitig übernimmt sie den Rentenversicherungsbeitrag, damit ich auch im Alter immer meine Rechnungen bezahlen kann.

Die BU Versicherung mit privater Rente empfehle ich jedem, der zwar weiß, dass er fürs Alter sparen muss, aber im Notfall wahrscheinlich eher alles ausgeben würde. Denn ich kann selbstverständlich auch eine selbständige BU-Versicherung machen und daneben eine Rentenversicherung.

Wenn ich den Beitrag der Rentenversicherung (RV) in die Höhe der BUV einplane, habe ich an sich das gleiche. Aber ich habe die Geldleistung zur freien Verfügung, wenn ich BU bin. Ich persönlich könnte für mich nicht garantieren, dass ich so vernünftig wäre, dann auch tatsächlich den Teil für die RV zu verwenden. Also ist für mich sowas nicht schlecht.

Betriebliche BUV

Ich will nicht zu weit ausholen, aber wir befinden uns bei der betrieblichen BUV in Schicht 2. In dieser Schicht ist auch die Riester-Versicherung. Es gibt steuerliche Vorteil, wenn ich das Beiträge spare und Nachteile, wenn ich dann die Rente bekomme.

Eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung hat den großen Vorteil, dass ich sie aus dem Brutto-Einkommen bezahle. Somit habe ich weniger Einkommen zu versteuern. Das macht die Beiträge billiger. Wenn ich tatsächlich berufsunfähig werde, muss ich dann 100% der Rente versteuern.
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Aus der selbständigen Berufsunfähigkeitsversicherung aus Schicht 3 muss ich nur etwa die Restlaufzeit in Jahren in Prozent versteuern.

Also mal angenommen, ich werde mit 37 BU und mein Vertrag geht noch bis 67. Dann muss ich 67-37=30% versteuern. Bei einer Rentenhöhe von 2.000 Euro sind das 600 Euro. Das liegt unterhalb vom Freibetrag, also zahl ich keine Steuern. Bei einer betrieblichen BUV müsste ich 2.000 Euro versteuern mit meinem persönlichen Steuersatz.

Der größte Nachteil liegt für uns als BSC GmbH aber darin, dass es hier zu etwa 90% um Arbeitsrecht geht. Denn weil die BU-Versicherung aus dem Brutto bezahlt wird, muss mein Arbeitgeber den Vertrag abschließen. Und ihm gehört dann auch der Vertrag. Das ist alles so kompliziert, dass wir da für unsere Kunden immer nur mit Spezialisten zusammenarbeiten, die sich hier so gut auskennen, wie wir bei den Berufsunfähigkeitsversicherungen.

BUZ-Basisrente

Vor allem für Selbständige und Freiberufler ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung als Rürup-Rente spannend. Diese ist in der Schicht 1. Also, die gleiche Schicht, in der auch die GRV zu Hause ist. Hier kann ich ca. 20.000 € im Jahr steuerfrei einzahlen. Verheiratete Paare dann bis zu 40.000 €.

Gesetzlich Versicherte oder Freiberufler haben diesen Betrag oft schon durch die Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung oder das Versorgungswerk erschöpft. Da ist es dann spannender, wenn der Ehepartner in die Basisrente einbezahlt.

Aber auch hier ist es so, dass die ausbezahlte Rente voll zu versteuern ist.

Gehen wir aber wieder davon aus, dass nur die Hälfte aller Versicherten BU wird, habe ich mit der Berufsunfähigkeitsversicherung als Basisrente in 50% der Fälle jeden Monat Beiträge gespart, ohne je das Mehr an Steuern gezahlt zu haben. Oft ist es sinnvoller, den Freibetrag von ca. 20.000 Euro komplett für die Altersvorsorge zu nutzen. Aber das ist zum Teil auch Geschmackssache.

Aber ich sollte unbedingt beachten, dass die BUV in der Schicht 1 auch nur die Basis-Leistungen haben darf. Die Versicherungsbedingungen sind also in jedem Fall anders. Das muss ich selbst prüfen oder halt den Vermittler prüfen lassen.

Über den Autor: Philip Wenzel ist ein bundesweit anerkannter Experte für die Berufsunfähigkeitsversicherung. Er ist Fachwirt für Versicherungen und Finanzen, Versicherungsmakler und Autor eines Fachbuches über die Berufsunfähigkeitsversicherung. Außerdem schreibt er für diverse Fachmagazine und ist als Speaker bei Versicherungen und Fachtagungen tätig.